Hallo Hundemensch,
der nachfolgende Text soll Mut machen, Hoffnung geben, zum Nachdenken anregen oder dich vor
den falschen Entscheidungen bewahren. Dafür nehme ich dich mit auf unseren Weg. Wir, das bin ich
25 und mein 3 ½ Jahre alter altdeutscher Schäferhund Hanko.
Hanko ist mit 11 Monaten bei mir eingezogen und hat schon kleine Baustelle mitgebracht.
Unsere Baustellen am Anfang:
- Leichte Leinenaggression bei Hundebegegnungen
- Gesundheitliche Probleme
- Jagdverhalten
Nach drei Hundeschulen (fast ein Jahr später) hatten wir ein paar hübsche Baustellen dazu
bekommen:
- Starke Leinenaggression bei Hundebegegnungen
- Leinenaggression bei Fußgängern, Fahrradfahrern, Joggern, Kinderwägen
- Lautstarkes bellen und Aufregung beim Autofahren und an neuen Orten
- Anspringen von allem was ihm zu nahe kommt
- Dauerhafter Stress, kann nicht runterfahren, ist schnell Reizüberflutet
- Jagdverhalten
Wie es dazu gekommen ist fragst du dich? Leider haben die Hundeschulen mit aversiven
Trainingsmethoden gearbeitet. Das heißt, Hanko hat den Kettenwürger, die Rappeldose, den
Leinenruck, körperliches Bedrängen und das „korrigieren“ (in die Seite kneifen) kennengelernt. All
das habe ich mit einem unguten Bauchgefühl ausgeführt, aber ich wurde ja von „Profis“ angeleitet,
ich dachte als Ersthundebesitzer also, das muss so sein.
Leider ist der Irrglaube weiterhin stark verbreitet, dass Hunde die Weltherrschaft an sich reißen
wollen, dass sie eine harte Hand brauchen. Ich (als zierliche junge Frau) mit einem großen schwarzen
Hund (30 Kilo) habe vermittelt bekommen, dass ich durchgreifen muss, ein „Soldat“ werden soll, dem
Hund zeigen muss wer der „Boss“ ist. Sonst würde ich die Bestie nie gezähmt bekommen. Ich sollte
also meine komplette Persönlichkeit ändern, sodass Hanko auf mich hört und mich respektiert. Drei
Mal dürft ihr raten, wer heute immer noch kein Soldat ist. Genau, ich.
Der Umschwung kam, als wir eine Hundebegegnung hatten und Hanko mir mal gezeigt hat, wie
scheiße er es findet, dass ich ihn immer in die Seite zwicke, wenn er eh schon auf 180 ist und
eigentlich meine Hilfe bräuchte. Und so hat er mir einmal kräftig in die Hand gezwickt. Ich bin aus
allen Wolken gefallen. Mein geliebter Hund, für den ich so sehr versuchte der dominante Boss zu
sein, den er braucht, beißt mir in die Hand. In der Hundeschule wurde mir dann zu dem sogenannten
„Alphawurf“ geraten. Ich habe dankend abgelehnt. Ich wusste, dass ich die Rauferei mit Hanko
verlieren würde.
Ich habe mich gefühlt wie ein Versager, hoffnungslos, unfähig einen Hund zu erziehen. Der Druck war
groß, denn auch in meinem Umfeld herrschte Unverständnis und Ablehnung für meinen
„gefährlichen Hund“.
Dann kam der Lichtblick. Das positive Hundetraining. In die Basics haben mich zwei tolle
Trainerinnern eingearbeitet. Nun war ich mit Clicker und Leckerlies unterwegs. Und siehe da, wir
machten endlich wieder Fortschritte statt Rückschritte.
Auch folgte ein Stress Detox für Hanko. (Jeden Tag die gleiche Strecke, so wenig Stress wie möglich
auf Anraten der Trainerin) was ihm sichtlich guttat. Vor dem positiven Training war ich auf Auspowern gepolt (riesige Strecken im Stechschritt, jeden
Tag neue Umgebungen), was die Sache nur
noch mehr verschlimmerte.
Dann führte uns unser Weg zu Catrin, seit fast einem Jahr sind wir nun bei ihr und was soll ich sagen?
Wir sind angekommen!
Catrin hat damals super schnell auf meine Anfrage geantwortet und wir konnten uns zeitnah zum
ersten Gespräch treffen. Sie kam zu mir nach Hause um sich die Situation vor Ort anzusehen. Nach
einem langen und ausführlichen Anamnesegespräch sind wir dann eine Runde mit Hanko gegangen.
Bereits beim ersten Treffen gab es für mich viel neuen Input. Catrin hat ein riesiges Wissen, was sie
stetig mit Fortbildungen erweitert und was sie gekonnt weitergibt, wenn es zu uns passt.
Sie wird nicht müde mir auch fünf Mal das gleiche zu erklären, bis ich es verstanden habe. Sie versteht es,
mich mit den richtigen Fragen zu den Lösungen zu bringen und macht mich dadurch Handlungs- und
„Selbstdenkfähig“. Natürlich gibt sie auch wertvolle Tipps, die sich leicht umsetzen lassen. So habe
ich gelernt, die Verantwortung selbst zu übernehmen, den richtigen Weg und kreative Lösungen für
uns zu finden. Denn jedes Hund-Mensch-Team ist individuell.
Du möchtest bestimmt ein paar Erfolgserlebnisse hören oder?
Hanko kommt im Haus nun deutlich schneller und besser zur Ruhe. Anfangs habe ich mit dem
„Schnüffelteppich“ oder der Kong nachgeholfen. Damit kann er seinen Stress abbauen. Mittlerweile
braucht er diese Hilfsmittel in der Wohnung aber nur noch selten, er merkt immer häufiger, wenn er
müde ist und zieht sich dann zum Schlafen zurück.
Hanko ist beim Autofahren deutlich ruhiger, er bellt während der Fahrt nur noch selten und auch das
Aussteigen klappt meist ohne Bellanfall. Meistens kommentiert er es nur noch mit einem Wuff,
manchmal sagt er auch gar nichts. Dafür habe ich ein Ritual für uns gefunden, welches aus
Kauartikeln, Clicker und Futtersuche besteht. Über Monate habe ich unspektakuläre Ausflüge mit
ihm gemacht. Du siehst also, manches braucht einfach Zeit und Geduld.
Bei Hundebegegnungen kommt es auf die Tagesform, den Weg, das Gegenüber und auch meine
Laune an. Auf bekannten Routen kommt es nur noch selten zu Ausrastern bei der Sichtung eines
Hundes. Wir halten Abstand, suchen Futter und ich belohne ruhiges und deeskalierendes Verhalten.
Auf andere Reize (Fahrradfahrer, Jogger, Kinderwägen, Fußgänger,…) reagiert Hanko im Normalfall
gar nicht mehr. Anders sieht es aus, wenn er einen schlechten Tag hat (z.B. Bei Schmerzen oder
stressigen Situationen zuvor). Aber an solchen Tagen rufe ich mir ins Gedächtnis, wie ich drauf bin,
wenn ich zu wenig geschlafen, oder Schmerzen habe.
Meine Lösungen habe ich mir mit Hilfe von Catrin erarbeitet, sie motiviert dazu, selbst den Kopf
einzuschalten und zu kucken, was dem eigenen Hund am besten hilft. Sie gibt kein Schema F vor. So
habe ich Spaß daran gefunden, tolle Lösungswege für Hanko zu finden und kleine Sachen zu ändern,
die ihm das Leben erleichtern. Ich habe ein Gefühl für ihn und seine Bedürfnisse, einen besseren Blick
für die kleinen Veränderungen und für seine Sprache entwickelt und durfte auch mein Bauchgefühl
wiederfinden.
Hanko ist kein böser oder gefährlicher Hund, so wie es mir anfangs von „Profis“ suggeriert wurde. Es
ist nicht nötig ihn hart zu Strafen, zu unterdrücken und zu ängstigen. Er braucht Geduld, Zeit und
Verständnis um mit meiner Hilfe besser mit seiner Umwelt klar zu kommen. Das passiert nicht von
heute auf morgen, es ist ein Prozess, bei dem wir beide über uns hinauswachsen können.
Danke Catrin, dass du uns auf unserem Weg unterstützt und immer für uns da bist!